Seit November 2020 ist Luisa-Sophia Sedlmayr Teil unseres Teams. Als Auszubildende hat sie sich vor 2 Jahren für unser Sekthaus entschieden, um das Handwerk des Sektmachens zu erlernen. Im Sommer 2021 äußerte Luisa den Wunsch, ein eigenes Projekt in der Schaumweinherstellung umzusetzen. Schnell kam die Idee, einen Schaumwein nach der Méthode Ancestrale – oder auch Méthode Rurale – herzustellen. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Luisa diesen besonderen Schaumwein im Herbst 2022 nun endlich präsentieren zu dürfen.
Ein Herzensprojekt von Luisa-Sophia Sedlmayr

Die Idee | Wieso überhaupt eine Ausbildung zur Winzerin machen? Ich (Luisa-Sophia Sedlmayr) hatte den starken Wunsch etwas mit meinen Händen zu erschaffen und dabei in der Natur zu sein. Mir kam die Idee, während meiner Ausbildung ein eigenes Projekt, einen eigenen Schaumwein, zu kreieren. Mit dem Ziel nachhaltig die Ergebnisse meiner Arbeit schmecken zu können. Schnell war klar, dass es sehr lange dauern würde, bis ich die Ergebnisse schmecken könnte, wenn ich einen Sekt nach traditioneller Methode mit langem Hefelager machen würde. Etwas, wofür Raumland ja bekannt ist. Deswegen habe ich mich gemeinsam mit der Familie Raumland nach anderen handwerklichen Methoden umgesehen, die mich “schneller” zu meinem Ziel bringen würden. Meine Aufmerksamkeit galt der Méthode Ancestrale. Die ursprünglichste Methode der Schaumweinherstellung.
Zusammen mit der Familie Raumland haben wir dieses Projekt realisiert. Ich bin undenklich dankbar für diese Möglichkeit! Ich habe mit so viel Freude und Leidenschaft diesen Schaumwein bereitet und freue mich, dass wir ihn nun teilen können – ein Herzensprojekt!
Luisa-Sophia Sedlmayr
Die Methode | Méthode Ancestrale – die ursprünglichste Herstellungsform von Schaumwein. Der noch gärende Most wird im perfekten Moment auf die Flasche gefüllt und gärt hier zu Ende – jede Flasche für sich. Der bestehende Restzucker und die eigenen Hefen lassen dabei die Kohlensäure entstehen und somit auf natürliche Weise auch die Perlage. Diese verwandelt den Wein in einen Schaumwein. Die Methode wird auch „Pétillant Naturel“ (pet nat) genannt. Zu Deutsch: natürlich prickelnd. Im Gegenzug zum – in Deutschland mittlerweile bekannteren Pet Nat – ist unser Ancestrale Blanc jedoch nicht trüb. Die Hefe wird vor Verschluss der Sektflasche durch das klassische Degorgieren entfernt, ähnlich also wie bei der traditionellen Flaschengärung.



Geschichte | ein Versehen und gleichzeitig der wichtigste Schritt für die Entwicklung der Traditionellen Methode. Der Ursprung der Methode geht bis zu den Anfängen der Weinherstellung zurück. Die jungen Weine wurden – rückblickend betrachtet – zu früh auf die Flasche gefüllt. Mit den steigenden Temperaturen des Frühlings begannen der noch vorhandene Zucker und die wiedererwachten Hefen erneut zu gären. Somit ist es tatsächlich der Ursprung der Flaschengärung und so gründet sich auch der Name: Méthode Ancestrale = urtümlich, von den Vorfahren. Auch genannt: Méthode Rurale (ländlich). Später wurde diese Entdeckung in der Champagne perfektioniert – die klassische Flaschengärung mit 2 kontrollierten Gärungen ist entstanden.
Der Schaumwein | Eine Cuvée aus 2/3 Riesling und 1/3 Muskateller. Die Trauben kommen aus unserem Weinberg “Goldberg” in Asselheim, Pfalz. Die Lage auf 230 Metern Höhe ist geprägt durch ständige Winde und dadurch allgemein eher kühl. Diese Tatsache bringt die Frische in der Aromatik der Trauben hervor und prägt gleichzeitig eine knackige Säure. Die Lese erfolgte sehr spät am 22.10.2021. Durch den vergleichsweise „späten“ Zeitpunkt, hatte der Herbst schon deutlich Einzug gehalten. Auch hier ist die Verbindung zu den Vorfahren gegeben, denn früher war es ganz normal im Oktober zu ernten. Kühle 8°C am Morgen – das Lese Team schon mit Stirnband und Mützen ausgestattet. Belohnt wurden wir aber von einem malerischen Sonnenaufgang. Die Sonne erschien über dem Odenwald und der Himmel glänzte in allen Farbfacetten von gold, rot und gelb. Dabei der weite Blick über die Rheinebene und den Odenwald. Gelesen wurde zu 100% von Hand in kleine 15 kg Boxen.
Die Trauben wurden sanft gepresst und der Most schließlich vergoren. Dann wurde es erst richtig spannend. Den genauen Moment abzustimmen – wann der gärende Most auf die Flaschen gefüllt werden sollte – war sehr aufregend. Gegen Ende haben wir mehrmals am Tag den Zucker gemessen und auf einmal war klar, wir müssen schon morgen füllen. Angedacht war die Füllung eigentlich gute 3 Tage später. Am nächsten Morgen lag der Zuckergehalt des Mostes bei 24 g/l. Perfekt! Denn dieser Zuckergehalt würde nach der finalen Gärung in der Flasche zu etwa 6 bar Druck führen, exakt wie bei der traditionellen Methode. An jenem Morgen füllten wir den gärenden Most auf die Flasche und legten die Flaschen behutsam in Boxen.
Verkostungsnotiz und weitere Fakten: