Jahrgangsbericht und Sektlese 2010

Qualität vor Quantität

Schon unser Vater und Großvater Willi Raumland predigte, dass wir komplizierte Jahrgänge benötigen, um die wirklichen Talente der Weinbranche identifizieren zu können. 2010 sollte solch ein Jahrgang sein, um das Können der Winzer unter Beweis zu stellen. Die Natur hat uns und unseren Reben im Jahr 2010 wirklich alles abverlangt. Und dennoch: die Mühen, Ängste und Anstrengungen haben sich gelohnt. Doch oft erhält man diese Erkenntnis erst mit der Zeit. Somit warteten wir mit unseren Grande Réserve Sekten bis ins Jahr 2022, um die Kraft dieses Jahrgangs mit über 10-jährigem Hefelager präsentieren zu können.

Download des Jahrgangsberichts 2010

Abitur in der Tasche, ab in den Weinberg

2010 war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr. Gerade als wir zum Endes des Rebschnitts in diesem bitter kalten Frühjahr kamen, wurde Marie-Luise das Abiturzeugnis übergeben. Schnell wusste Marie-Luise, dass sie die Zeit bis zum Beginn des Studiums nutzen wollte, um erste praktische Erfahrungen in der Weinbranche zu machen. Und so begann ihr 6-monatiges Praktikum beim VDP.Weingut Dr. Wehrheim in der Pfalz. Dabei erfüllte es die Familie und insbesondere Eltern mit Stolz, zu sehen, wie das Interesse des eigenen Handwerks von ganz alleine geweckt wird. Marie-Luise merkte, wie aufregend es ist, wenn man ein Weinjahr selbst miterlebt und mitfühlt: die Freude steigt mit jedem Sonnenstrahl und die Angst, welche durch Gewitterwolken wächst, wird plötzlich spürbar. Als die Pfalz im Juni von schwerem Hagelschlag heimgesucht wurde, erfolgte kurzerhand der Anruf nach Rheinhessen: „Papa, wie geht es unseren Weinbergen? Hat es uns auch erwischt?“ Wir hatten, Gott sei es gedankt, Glück in Rheinhessen! Dennoch zeigte uns auch im südlichen Wonnegau die Natur im Frühjahr die kalte Schulter. Eine starke Verrieselung der Blüte im Frühsommer bereitete uns bereits gedanklich auf eine kleine Ernte vor. Zudem birgt die Verrieselung der Blüte oftmals die Gefahr, dass die Trauben im Herbst nicht gleichzeitig reif werden. Das bedeutet, dass die Trauben in den einzelnen Anlagen wie aber auch an einzelnen Rebstöcken durch selektive Handlese zu unterschiedlichen Zeitpunkten gelesen werden müssen. Eine mühsame aber notwenige Aufgabe, um Spitzenqualitäten erzeugen zu können.

Heißer Frühsommer

Im Juli zeigte sich der Sommer schließlich von seiner besten Seite. Teilweise begannen wir den Arbeitsalltag bereits ab 5:30 Uhr morgens, um uns vor der glühend heißen Mittagssonne zu schützen. Für eine kurze Zeit wollten auch die Nächte nicht abkühlen, was jedoch gerade in der Sektherstellung wichtig ist, um die Säurewerte nicht zu verlieren.

Kühle Nächte, rassige Säure

Im Spätsommer kühlten die Temperaturen dann wieder ab und Niederschläge & kühlere Nächte verlangsamten die Reife im August. Die Aromen in den Beeren intensivierten und verfeinerten sich, ohne dass die Beeren an Säure verloren – optimale Bedingungen für die Sektgrundweinherstellung!

Extreme Bemühungen im Weinberg

Durch die Verrieselung der Blüte im Frühsommer, war auch die Reife der Trauben in den Weinbergen – wie erwartet – sehr unterschiedlich. Wir investierten viel Zeit, um unsere Weinberge in mehreren Durchgängen zu ernten und stets nur diejenigen Trauben zu lesen, die die optimale Reife erreicht hatten, um Filigranität und eine schöne Aromatik zu bekommen. Im Vergleich zu anderen Jahren investierten wir aufgrund dieser selektiven Maßnahmen fast doppelt so viel Zeit in die Lese: wir starteten am 01.09.2010 und endeten knappe 8 Wochen später am 29.10.2010. Dennoch hat sich der Aufwand gelohnt. Das Resultat: zupackende und rassige Sektgrundweine mit feiner Mineralität und Eleganz.

Das Glück der frühen Sektlese

Dank unserer frühen Lese wurden unsere Trauben von den anhaltenden Niederschlägen Ende Oktober verschont und wir konnten gesunde Trauben ernten, bevor das Wetter unbeständiger wurde. Und somit muss gesagt sein, dass wir die Umstände sehr schätzen, dass wir mit unserer Sektlese zeitlich meist 2 bis 3 Wochen früher dran sind und somit schon oft vor anhaltenden Regenfällen im Herbst verschont wurden. Um filigrane und langlebige Sekte herstellen zu können, müssen wir bereits auf die Feinheiten und kleinen Stellschrauben im Weinberg achten. Unweigerlich gehört hier eine frühe Lese dazu, um ein gewisses Mostgewicht der Trauben nicht zu übersteigen. Denn der Zuckergehalt bestimmt am Ende den Alkoholgehalt des Grundweines und da ein Schaumwein zwei alkoholische Gärungen durchläuft, zielen wir auf moderate Alkoholwerte ab.

Unser Fazit: Lang (!) lebe der Jahrgang 2010

Bereits nach wenigen Jahren auf der Hefe wurde uns beim Verkosten der 2010er Sekte bewusst: Diese Sekte sind für das Alter und die Reifung gemacht! Sie brauchen Zeit, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Kombination aus feinen Aromen und tragender Säure resultiert in langlebigen und lagerfähigen Sekten. Wir freuen uns sehr, Ihnen unsere 2010er Schaumweine präsentieren zu dürfen! Beim Öffnen dieser Jahrgänge sind auch wir zugegebenermaßen immer ein wenig ehrfürchtig – haben selbst Respekt vor der Zeit und der Natur. Betrachtet man alte Bilder oder sieht in den Spiegel, so bemerkt man, wie schnell die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat. Trinkt man jedoch solch tiefgründige und dennoch junglebige (Schaum)weine, kann man kaum glauben, dass seit der Ernte 12 Jahre vergangen sind.

Ihre Familie Raumland

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