Von Annika Erbach, 29.12.2020
Am 29.12.2020 hatten wir einen Gast Auftritt bei SWR Marktcheck. Getestet wurden günstige Champagner aus dem Discounter gegen bekannte Champagner Marken. Doch gibt es in der Herstellung eigentlich einen Unterschied zu Deutschem Sekt in traditioneller Flaschengärung?
Der Beitrag ist in der SWR Mediathek zu finden.
Ein Text von Annika Erbach
„Champagner ist ein Schaumwein, der sich durch eine besondere Herstellungsweise auszeichnet und dessen Name herkunftsgeschützt ist. Um den Namen „Champagner“ tragen zu dürfen, muss er aus der Champagne, dem nördlichsten Weinanbaugebiet Frankreichs stammen. Da die Nachfrage nach dem teuren Getränk jedoch so groß ist, dass nicht ausreichend Hänge für die Rebstöcke zur Verfügung stehen, wurden im Jahr 2015 40 Gemeinden neu in die Champagne eingemeindet. Die Champagne zeichnet sich durch kalkhaltige Böden und ein kühles Klima aus. Das sorgt für die nötige Säure der Trauben.
Mehrere Rebsorten sorgen für ausgewogenen Geschmack
Der Grundwein von Champagner ist eine Cuvée und besteht aus mehreren Jahrgängen und Rebsorten. Der Spätburgunder, eigentlich eine Rotweinsorte, sorgt für Frucht und Kraft im Endprodukt. Der Schwarzriesling ist ebenfalls eine rote Rebsorte und ist für die Balance im Geschmack verantwortlich. Schließlich sorgt die Chardonnaytraube für Finesse.
Zweitgärung in der Flasche
Dieser Grundwein wird unter der Zugabe von Hefe und Zucker ein weiteres Mal vergoren. Besonders an Champagner ist, dass die Zweitgärung in der Flasche stattfinden muss. Die Flasche ist dabei mit einem Korken verschlossen und liegt seitlich. Nach der abgeschlossenen Gärung setzt sich die Hefe unten ab und die Hefezellen lösen sich im Hefesatz auf. Diesen Prozess nennt man Hefe-Autolyse. Dabei entstehen die typischen Aromen von Brot und Brioche. Die Intensität dieser Aromen ist davon abhängig, wie lange der Wein auf dem Hefesatz liegt. Vorgeschrieben ist eine Dauer von mindestens 15 Monaten.
Corona-Krise trifft Champagnerindustrie
Große Feiern sind derzeit nicht möglich. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Champagner aus. Um einen Überschuss zu verhindern, nehmen die großen Häuser den Weinbauern derzeit weniger Trauben ab. Die Erntemenge wurde auf 8000kg/Hektar gedrosselt, obwohl das Jahr 2020 klimatisch optimale Bedingungen bot. Würde die gesamte Ernte dieses Jahres verarbeitet werden, fielen die Preise zu stark. Doch trotz des Regulierungsversuchs ist Champagner zur Zeit günstig wie nie. Wer sich aufmerksam umschaut, kann davon profitieren und ein Schnäppchen machen.
Aber wie gut ist die Qualität der günstigen Angebote? Wir haben fünf Champagner unterschiedlicher Preisklassen genauer unter die Lupe genommen.
Die Marktcheck-Stichprobe
In der Stichprobe befindet sich der Imperial von Moet & Chandon, der meistverkaufte Champagner der Welt und mit knapp 43 Euro der zweitteuerste in unserer Auswahl. Außerdem zwei günstige Eigenmarken-Champagner vom Discounter, der Feiertagschampagner von Lidl Bissinger und Co. für knapp 18 Euro und der Hauschampagner von Aldi für 13 Euro. Preislich im Mittelfeld liegt der Cuvee Brut aus dem Haus Piper-Heidsieck für 29 Euro. Der teuerste Champagner der Stichprobe ist der Brut von Veuve Cliquot mit 49 Euro.
Macht sich Preis im Geschmack bemerkbar?
Wir laden zu einer Blindverkostung. Als Gäste sind unsere Marktcheck-Experten Barbara Sternberger-Frey, Karl-Dieter Möller und Lothar Zimmermann und als Fachmann der Sommelier und Master of Wine Thomas Curtius eingeladen.
Der Lidl-Champagner wird als erstes serviert. Finanzexpertin Barbara Sternberger-Frey lobt die „zarte Perlage“, große Begeisterungsstürme weckt der Champagner aber nicht.
Direkt im Anschluss probieren die Experten den bekannten Moet & Chandon. „Das ist ein typischer richtig guter Champagner-Geschmack.“, findet Karl-Dieter Möller und auch Gesundheitsexperte Lothar Zimmermann ist überzeugt: „Der hat eine wirklich schöne Note, den kann man jetzt tatsächlich einfach so wegtrinken.“
Der nächste Champagner ist von Piper-Heidsieck. Sommelier Thomas Curtius lobt die Hefenoten und den feinen Briochegeschmack. Auch Karl-Dieter Möller ist beindruckt und krönt den Schaumwein zu seinem bisherigen Favoriten. Doch die Geschmäcker sind verschieden: Lothar Zimmermann findet den Schaumwein gar nicht gut.
Als viertes wird der günstige Aldi-Champagner verkostet. Hier sind sich wieder alle einig: dieser Champagner schmeckt niemandem.
Zuletzt wird der teure Veuve-Cliquot probiert. Karl-Dieter Möller findet den Champagner geschmacklich überzeugend, Barbara Sternberger-Frey dagegen ist er etwas zu flach.
Das Fazit der Blindverkostung
Die beiden Discounter-Champagner landen auf den letzten Plätzen. Doch die nächste Platzierung zeigt, dass ein hoher Preis nicht unbedingt für guten Geschmack sorgt. Denn den dritten Platz belegt der Veuve-Cliquot, der teuerste Champagner der Stichprobe. Von der Punktzahl her gleichauf sind die beiden Schaumweine von Moet & Chandon und Piper-Heidsieck. Geschmacklich sind also beide Gewinner, der Preisleistungssieger ist jedoch der günstigere Brut von Piper-Heidsieck.“
aus der Sendung vom Di, 29.12.2020 20:15 Uhr, MARKTCHECK, SWR Fernsehen