Wird 2021 ein grandioses Sektjahr?

Eine provokative Frage!

Vorab: Wir sind definitiv keine Freunde von voreiligen Zusammenfassungen eines Winzerjahres. Zeit spielt bei der Sektherstellung eine wichtige Rolle, entsprechend kann man oftmals erst nach vielen Jahren der Reifezeit und des Hefelagers sagen, ob ein jeweiliges Erntejahr als „sehr gut“ definiert werden kann. Vor allem bei Sekt! Ausschlaggebend für 2021 werden die nächsten Wochen vor der Traubenlese sein.

Doch wir stellen sie, diese provokative Frage! Und beantworten sie ganz subjektiv und ohne wissenschaftliche Nachweise!

Auf trockene Jahre folgen nasse?

Die Jahrgänge 2018, 2019 und 2020 waren durch konstant hohe Temperaturen und eine extreme Trockenheit geprägt. Die Tendenz zu einer immer früheren Rebblüte und Weinlese wurde größer, sodass wir 2020 sogar bereits am 24. August mit der Traubenlese begonnen haben. Entsprechend sehnte sich die Natur nach ein wenig mehr Regen, da die Wasserspeicher im Boden langsam aufgebraucht waren.

Die Natur hat ihren Wunsch erfüllt bekommen. Aber vielleicht etwas zu stark? Frost, Regen, dazu die Flutkatastrophe im Ahrtal – das Weinjahr 2021 steht unter keinem guten Stern und traf uns alle direkt oder emotional sehr. Aber kann sich das Jahr noch drehen?

Ein Rückblick

Ein verzögerter Austrieb

An Ostern erhielt man den Eindruck, dass der Austrieb dieses Jahr jeden Moment losgehen sollte. Doch er verzögerte sich, bedingt durch eher gemäßigte Temperaturen. Genauer gesagt fand der Austrieb etwa 3 Wochen später statt als im Vorjahr.

Ab dem Zeitpunkt des Austriebs wiederum, erwartete uns eine Warmwetterlage mit einigen Tagen über 30 Grad Celcius und die Befürchtung eines erneut heißen Jahres wurde größer. Die hohen Temperaturen förderten ein schnelles Triebwachstum, wodurch wir kaum mit den Laubarbeiten im Weinberg hinterher kamen.

Verspätete Blüte im Juni

Ab dem Zeitpunkt der Blüte dann, wo man als Winzer gerne viel Sonne und ein eher regenarmes Wetter bevorzugt, wurde es plötzlich feucht und unbeständig. In Flörsheim-Dalsheim, Bockenheim und Hohen-Sülzen wurden wird glücklicherweise von lokalen Frösten verschont. Die Temperaturen waren gemäßigt und alles deutete bereits im Mai und Juni auf eine späte Traubenlese hin. Es regnete viel und konstant mit nur wenigen Tagen Unterbrechung. Die Böden waren gesättigt und man sah deutlich, dass sie kein weiteres Wasser mehr aufnehmen wollten.

Auch in Rheinhessen hatten wir mit starken Regenfällen und Platzregen zu kämpfen. Obwohl sich Flörsheim-Dalsheim – durch den Schutz des Donnersberges – in einer der regenärmsten Regionen Deutschlands befindet, regnete es an einem Tag im Juni sogar 60 Liter in Summe – für uns sehr viel und dennoch wenig im Vergleich zu einigen Orten in der Pfalz oder an der Ahr. Gerade der biologische Weinbau hatte mit diesen Umständen zu kämpfen, da wir unsere Reben nicht durch chemische Spritzmittel schützen sondern durch sogenannte Kontaktmittel. Diese wurden nämlich durch den Regen immer wieder abgewaschen.

Das Jahr 2021 stellte die Anbau-Kunst von Deutschlands Winzern somit heftig auf die Probe. Können wir also auf einen versöhnlichen Endspurt hoffen?

Kühle Nächte „bringen“ Säure

Mit viel Mühe, Arbeit und Herzblut haben wir es dennoch geschafft und die Weinberge befinden sich kurz vor der Traubenlese in einem hervorragenden Zustand.

Für die Herstellung hochwertiger Sekte sind einige Faktoren zu beachten. Hier zwei wichtige Faktoren, die durch das unbeständige Wetter mit gemäßigten Temperaturen dieses Jahr von besonderer Bedeutung sind:

  • Eine frühere Traubenlese
    • Bei der Herstellung von Sekt, Champagner und anderen Schaumweinen ist genügend Säure für gute Qualitäten unverzichtbar. Die Säure in der Traube baut sich im Laufe der Reifezeit ab.
    • Bei der Herstellung von Sekt in traditioneller Flaschengärung finden zwei alkoholische Gärungen statt: zunächst im Edelstahltank oder Holzfass und dann in der Flasche. Damit der finale Alkoholgehalt nicht zu hoch ausfällt, achten wir auf eine frühe Traubenlese, damit das Mostgewicht der Trauben nicht zu hoch ist.
  • Kerngesunde und physiologisch reife Trauben
    • Zum Zeitpunkt der Lese sollten die Trauben einen möglichst optimalen Reifezustand aufweisen: ein optimaler Zuckkergehalt, im Zusammenhang mit einem ausbalancierten Säuregehalt und geringer Phenolik. Das resultiert in einer tollen Aromatik, welche den finalen Sekt am Ende prägt.

Je wärmer vor allem die Nächste sind, umso schneller wird die wichtige Säure, welche insbesondere den Sekt lebendig und frisch hält, abgebaut. In Regionen, wo man gerne Urlaub macht, weil man so schön bis in die frühen Morgenstunden draußen sitzt, ist der Wein daher säurearmer als in Regionen oder Lagen, wo es Nachts kühler ist. Entsprechend erfreuen wir uns als Winzer, wenn wir abends auf der Terrasse unsere Kuscheldecke auspacken müssen. Dieses Jahr kann man die Nächte ohne Kuscheldecke an einer Hand abzählen.

Eine lange Reifezeit fördert die Aromatik

Jeder Sektwinzer wünscht sich also eine lange Reifezeit der Trauben zwischen Blüte und Ernte. Je gemäßigter die Temperaturen in dieser Zeit sind, umso langsamer reifen die Trauben. Das resultiert in einer langen Reifezeit, in der die Traube eine tolle Aromatik entwickeln kann. Gemeinsam mit eher kühlen Nächten bleibt die Säure erhalten und mit einer sorgsamen Arbeitsweise während der Lese und danach im Sektkeller können hervorragende Sekte entstehen.

Was wird 2021 noch bringen?

Unser (!) Gefühl: 2021 kann einige dieser Anforderungen optimal erfüllen: kühle Nächte, eine lange Reifezeit und aktuell noch gesunde Trauben (verbunden mit etwas Glück und Strebsamkeit im Weinberg während des verregneten Sommers).

Aber: Die Zielgerade wird ausschlaggebend sein! In der finalen Reifephase vor der Traubenlese ist die Witterung ganz entscheidend für die Jahrgangsqualität. Sie sollte in erster Linie möglichst trocken sein und idealerweise in einen schönen Altweibersommer übergehen.

In diesem Sinne: Teller aufessen und Daumen drücken.


SolidA(H)Rarität für den Ahr Weinbau

Leider können nicht alle Winzer von solch positiven Aussichten sprechen. Für einige Winzer ist 2021 gar zum Katastrophenjahr geworden. Die Überflutungen von Mitte Juli zerstörten an der Ahr nicht nur Betriebe und Weinvorräte, sondern auch rund zehn Prozent der 563 Hektar großen Rebfläche. Etliche Winzer an der Ahr hat die Flut existenziell getroffen. Wir sind noch immer zutiefst erschüttert über die verheerende Folgen für unsere lieben und geschätzten Kollegen im Ahrtal.

Neben Manpower und Material, welches wir seitens der Winzerschaft tatkräftig zur Verfügung stellen, ist auch monetäre Unterstützung enorm wichtig. Daher appelieren wir an Sie: helfen Sie mit und spenden Sie für die Flutopfer im Ahrtal!

Der VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) hat hierfür ein Spendenkonto eingerichtet, welches Sie gerne nutzen können:

Spendenkonto: 
Der VDP.Adler hilft e.V.
Rheingauer Volksbank
IBAN: DE 21 5109 1500 0000 2045 28
BIC: GENODE51RGG
Betreff: Solidarität Ahr Weinbau

Oder via PayPal an:
deradlerhilft@vdp.de
Betreff: Solidarität Ahr Weinbau

Weinanbaugebiet Ahr – wunderschön und einzigartig!

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