Jahrgangsbericht und Sektlese 2015

Ein Jahrgang von historischer Qualität

Über den Jahrgang 2015 muss man kaum noch Worte verlieren. Nahezu jede bedeutende Weinregion der Welt hat diesen Jahrgang als herausragend bezeichnet, und das trifft auch auf unsere Heimatregion, das schöne Wonnegau, zu. Der Jahrgang 2015 wird als einer der besten der letzten Jahrzehnte in Erinnerung bleiben.

SWR Reportage: „Der Perlkönig – Das Sektwunder des Volker Raumland”

Besonders in Erinnerung bleibt uns dieser Jahrgang auch, weil uns der SWR ein ganzes Jahr lang im Sektgut begleitete. Das Ergebnis ist eine Reportage mit dem Titel „Der Perlkönig – Das Sektwunder des Volker Raumland”, die uns, unsere Sekte, unsere Heimat und natürlich diesen außergewöhnlichen Jahrgang porträtiert. Hier finden Sie mehr dazu.

Perfekter Wetterverlauf während der Vegetationsperiode

Der Erfolg dieses Jahrgangs basierte auf einem nahezu perfekten Wetterverlauf während der gesamten Vegetationsperiode. Im Weinberg herrschten schlichtweg ideale Bedingungen, die zu Sekten von – unserer Meinung nach – herausragender Qualität führten. Der Winter 2014/2015 begann mild und trocken, was einen frühen Austrieb der Reben begünstigte. Der Frühling brachte ausreichend Niederschläge, die ein kräftiges Wachstum der Reben förderten. Darauf folgte ein trockener und gar heißer Sommer. Man spricht oft vom heißesten Jahr seit Wetteraufzeichnungen und als Vergleiche drängen sich höchstens 2003 und 1976 auf. Als Folge blieben die Trauben über die gesamte Wachstums- und Ernteperiode kerngesund – eine Voraussetzung für unsere Sektlese. Bedingt durch die Hitze und Trockenheit entwickelten sich am Ende kleine Beeren, was die Aromenkonzentration weiter förderte.

Früher Austrieb, frühe Ernte?

Der warme Jahresbeginn begünstigte 2015 den frühen Austrieb der Reben und damit auch die Blüte. Der Frühling war so warm und trocken, dass wir uns Sorgen über mögliche Spätfrostschäden machten. Doch das Jahr verschonte uns, und von Spätfrost war keine Rede mehr. Die Blüte setzte etwa 12 Tage früher ein als in den Vorjahren, was auf einen frühen Herbst und eine frühe Lese hindeutete. Die trocken-heiße Witterung des Sommers führte jedoch dazu, dass diese Prognose nicht vollständig zutraf. Aufgrund der hohen Temperaturen reduzierten unsere Reben ihre Photosynthesetätigkeit drastisch und gingen in den Sparmodus – ein beeindruckender Selbstschutzmechanismus der Natur!

Trockener und sonniger Sommer

Im Jahr 2015 verzeichneten wir einen Jahresniederschlag von nur 394 mm, knapp 30 % unter dem langjährigen Mittel, und 2078 Sonnenstunden, etwa 25 % über dem Durchschnitt. In den entscheidenden Monaten von Mai bis August lagen die Niederschlagswerte sogar 46 % unter dem langjährigen Mittel. Das Ergebnis des trockenen und heißen Sommers waren kleine, dickschalige und konzentrierte Beeren. Um unsere Trauben so gut es ging vor den intensiven Sonnenstrahlen zu schützen und die Reife weiter hinauszuzögern, verzichteten wir 2015 komplett auf die Entblätterung im Weinberg. Die trockene Witterung machte den Verzicht auf das Entblättern möglich und unsere Trauben konnten im Schatten der Blätter reifen.

Dann der ersehnte Regen im August

Bereits im Juli konnte man deutlich erkennen, dass die Reben sich langsam nach Wasser sehnten. Glücklicherweise konnten wir uns Mitte August am lang ersehnten Regen erfreuen. Dieser war für die Weinberge lebensrettend, um den Trockenstress zu mindern und die Reifung der Trauben voranzubringen. Gleichzeitig kühlte es vor allem nachts etwas ab, was die Frische und Säure der Trauben konservierte.

Lesestart im September

Natürlich war auch 2015 die Versuchung groß, die Trauben früh bzw. zu früh zu ernten. Deshalb verfolgten wir während der letzten Tage vor Lesebeginn die Entwicklung der Zucker- und Säurewerte sehr präzise. Parallel probierten wir die Beeren regelmäßig, um zu entscheiden, wann die Trauben der unterschiedlichen Lagen ihre perfekte physiologische Reife für die Sektlese erreicht hatten.

Schließlich starteten wir unsere Lese unter nahezu perfekten Bedingungen am exakt gleichen Tag wie 2014, nämlich am 2. September, mit unserem Pinot Meunier im Dalsheimer Bürgel, gefolgt von unserer Chardonnay-Parzelle im Herzstück des Bürgels – beide bei 80 Grad Oechsle (perfekte Werte für die Sektlese). Wir beendeten die Lese mit unserem Spätburgunder, ebenfalls im Dalsheimer Bürgel, am 28. September 2015. Die VDP.Große.Lage Dalsheimer Bürgel zählt zu unseren wichtigsten Sektlagen. Der Boden besteht aus Kalksteinbraunlehm (Terra Fusca) in der Oberschicht, wie sie sonst nur auf alten Landoberflächen fern von aktiver Erosion vorkommt. Unsere Reben dort sind mittlerweile knapp 40 Jahre alt. Aufgrund der – für Rheinhessen – besonderen Höhe und starken Winde, die dort vorherrschen, haben wir das Glück, dass die Reifeentwicklung dort sehr langsam geschieht, was uns aromatische und ausdrucksstarke Trauben verspricht.

Ein Blick über die Grenzen: Sekt in England? Oh ja!

Champagner, Prosecco, Sekt, Crémant … aber Schaumwein aus England? 2015 bot die perfekte Gelegenheit, zwei Traubenlesen in einer Saison zu erleben. In diesem Jahr absolvierte Marie-Luise ihr erstes Praktikum im Sektgut und ihr Interesse war geweckt. Direkt nach der Sektlese bei uns packte sie ihre Koffer, um in England während einer zweiten Sektlese weitere Erfahrungen sammeln zu können. Wir waren schon lange von der Entwicklung der „English Sparklings“ begeistert. Den Kellermeister Charly Holland lernten wir auf einer Fachmesse kennen, und Marie-Luise entschied schnell, dass sie während des Herbstes die Keller des Gusbourne Estate in Appledore, Grafschaft Kent, erkunden wollte.

Während der Saison sind die Durchschnittstemperaturen in Südengland etwa so, wie sie vor Jahrzehnten in der Champagne waren. Selbst Champagner-Produzenten erkennen das Potenzial Südenglands. Englischer Schaumwein setzt auf das gleiche Erfolgsrezept: Pinot Noir, Chardonnay und Meunier, Ganztraubenpressung, lange Hefelagerung. Auch der Boden in Südostengland ist ähnlich kalkhaltig wie in der Champagne.

Für Gusbourne war 2015 ebenfalls ein außergewöhnliches Jahr. Das Ergebnis waren kraftvolle, hochkonzentrierte und geschmeidige Schaumweine, die ein faszinierendes Geschmacksbild bieten. Die Vision von Gusbourne Estate ist eindeutig: English Sparklings zu produzieren, die mit den großen Schaumweinen der Welt konkurrieren können – und die zahlreichen Auszeichnungen bestätigen diesen Anspruch. Anfang November kehrte Marie-Luise nach der Lese begeistert zurück, voller neuer Inspirationen und Ideen.

Ein erster Eindruck der 2015er Sekte: Würze und Kraft!

Die Freude über diesen fantastischen Jahrgang war auch in unseren Gesichtern nicht zu verbergen. Und auch jetzt – nach so vielen Jahren der Hefelagerung – zeigt sich die Güte dieses Jahrgangs.

Als wir kürzlich die ersten Rohschaumweine des Jahrgangs 2015 nach über acht Jahren Hefelagerung verkosteten, waren wir sprachlos. Uns war zwar bewusst, dass dieser Jahrgang außergewöhnlich gut war, aber dass uns solch würzige Sekte mit reifer Frucht und gut eingebundener Säure erwarten würden, hätten wir nicht gedacht. Während der kühlere Vorgängerjahrgang 2014 mineralische, schlanke, säurebetonte und klare Sekte hervorbrachte, bieten die 2015er Sekte eine opulente, reife Frucht und gleichzeitig eine erstaunliche Balance gepaart mit Finesse.

Dieser Jahrgang brachte Sekte hervor, die die Konzentration und Vielfalt der Aromen vereinen. Sie sind kraftvoll und eindrucksvoll im Mund. Der Jahrgang 2015 bietet Schmelz, Zug, Druck und Geschmeidigkeit. Es ist diese seltene Kombination aus balancierter Säure, hohem Extrakt und beeindruckender innerer Dichte, die die Schaumweine dieses Jahrgangs so einzigartig in ihrer Qualität macht.

Fazit

Der Jahrgang 2015 wird in unserem schönen Wonnegau in Rheinhessen als einer der besten der letzten Jahrzehnte in Erinnerung bleiben. Während es oftmals Diskrepanzen in der Bewertung guter Weinjahrgänge im Vergleich zu guten Sektjahrgängen gibt, kann man in diesem Jahr sagen, dass 2015 ein Geschenk für Schaumweine höchster Qualität ist. Das Jahr ermöglichte es uns, die Intensität und Würze unserer Trauben voll zur Geltung zu bringen. Die feine Textur der 2015er Cuvées resultiert in harmonischen und besonders zugänglichen Sekten.

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